„Digitalpakt kann nur gelingen, wenn alle zusammenarbeiten“ Nordrhein-Westfälischer Lehrerverband kritisiert Schneckentempo der Digitalisierung an Schulen

veröffentlicht am 11. April 2019

Die Digitalisierung an Schulen in NRW kommt knapp zwei Monate nach der Einigung über den Digitalpakt nur schwer in Gang. Nach Ansicht des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbands (NRWL) stockt der Fortgang der Digitalisierungsschritte bereits wenige Wochen, nachdem sich Bund und Länder über die Grundgesetzänderung geeinigt haben. „Die Digitalisierung der Schulen in NRW geht nur im Schneckentempo voran. Das liegt vor allem daran, dass die Umsetzung des Digitalpaktes nicht koordiniert abläuft. Dringend nötig ist ein zügiges, abgestimmtes Vorgehen. Lasst uns wichtige Player auf dem Feld der schulischen Digitalisierung an einen Tisch bringen“, fordert Andreas Bartsch, Präsident des NRWL. Dazu zählten Kommunalvertreter, Vertreter der Lehreraus- und -fortbildung, Lehrerverbände, Schulbuchverlage und Verantwortliche aus Industrie und Wirtschaft.

Die Kommunen können Mittel für die Digitalisierung zwar jetzt beantragen, es sei aber keineswegs geklärt, was sie genau anschaffen dürfen und können: „Es geht ja nicht nur darum, Hardware wie Computer und interaktive Whiteboards zu kaufen, sondern auch darum, wie diese Geräte im Unterricht genutzt und eingebunden werden können. Hierfür müssen die Kolleginnen und Kollegen in Fort- und Weiterbildungen umfassend geschult und qualifiziert werden“, erklärt Andreas Bartsch.

Der Digitalpakt stellt Bundesmittel von mehr als einer Milliarde Euro für NRW bereit. Bartsch: „Das ist als Anschubfinanzierung erfreulich, aber damit werden die Schulen in NRW nicht weit kommen.“ Denn diese Summe bedeute lediglich rund 170.000 Euro für jede Schule. Damit können Schulen nach Ansicht des NRWL zwar eine Erstanschaffung digitaler Geräte vornehmen. „Bislang fehlt aber ein Konzept, wie die fortlaufenden Kosten gedeckt werden können. Wir brauchen in NRW Planungen, um den Digitalpakt auch langfristig zu sichern und effektiv umsetzen zu können“, fordert Andreas Bartsch.

Darüber hinaus verweist der Präsident des NRWL auf die Tatsache, dass bislang nur jede sechste Schule in NRW überhaupt über den Anschluss an schnelles Internet verfügt: „Hier muss das Land finanziell draufsatteln, damit Digitalisierung an den Schulen überhaupt gelingen kann.“

Bund und Länder hatten sich im Februar 2019 auf die Grundgesetzänderung geeinigt, die nötig war, um Bundesgeld für neue Computer, besseres Internet und digitale Lehrmethoden fließen zu lassen. Bislang hatte das so genannte Kooperationsverbot im Grundgesetz verhindert, dass der Bund Einfluss auf die Schulpolitik der Länder nehmen konnte. Deswegen war die Einigung monatelang umstritten.