Lehrkräfte beklagen Gewalt an Schulen
Gewalt an Schulen: “ (…) „Die Umfrage bestätigt, was auch wir von den Schulen erfahren“, sagte Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbands NRW. „Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft: Wir stellen eine Verrohung der Sprache fest, aber auch eine immer geringere Frustrationstoleranz und eine gewisse Hemmungslosigkeit, was Beleidigungen und Gewalt angeht.“
Als Gründe sehen 93 Prozent der Lehrer persönliche Faktoren wie Impulsivität oder Mangel an Empathie. 78 Prozent gaben familiäre Gründe an wie geringe Bildung der Eltern oder Gewalt im Elternhaus. Auch der Konsum problematischer Medien wurde genannt – etwa in Form ungefilterter, teils falscher Information im Netz. Seltener werden schulische Faktoren (28 Prozent), etwa negatives Schulklima, als Gründe für psychische Gewalt vermutet.
Ein Drittel der befragten Lehrkräfte beobachtet häufig Schläge und Tritte. 18 Prozent geben zudem Haareziehen und Kneifen an. Acht Prozent antworten, dass sie Angriffe mit Gegenständen häufig wahrnehmen. Die Umfrage zeigt auch: Lehrkräfte an Gymnasien berichten seltener über psychische und körperliche Gewalt als Lehrkräfte anderer Schulformen.
Das kann Bartsch bestätigen. „Ich habe den Eindruck, an den Gymnasien interessieren sich die Eltern noch ein bisschen mehr für ihre Kinder. Das Thema ist aber auch dort längst angekommen“, sagte er. Bartsch kennt auch Fälle, in denen Lehrer Opfer von Mobbing und Gewalt wurden. So sei ein Schulleiter in Nordrhein-Westfalen kürzlich von einem Vater tätlich angegriffen worden. Bartsch sagt: „Wir brauchen eine Registrierung der Fälle mit einer Weitergabe an die Schulleitung – ich kann mir gut vorstellen, dass viele Lehrer auch erst einmal versuchen, das Problem selbst im Kreis der Klasse zu lösen.“
Seiner Meinung nach wäre es hilfreich, bei den Bezirksvertretungen Ansprechpartner zu haben, mit denen betroffene Lehrkräfte vertraulich sprechen könnten. Nur ein Viertel der Befragten gab an, dass Gewaltvorfälle systematisch an ihrer Schule erfasst werden. Bartsch ist der Auffassung, dass die Pandemie und die Isolation der Kinder und Jugendlichen zwar zur Gewaltproblematik beigetragen haben, „es sind aber in der Hauptsache die sozialen Medien, die junge Leute auf eine ungute Art beeinflussen“, sagt er.
Der gesamte Beitrag zur Gewalt an Schulen ist am Dienstag, 1. Oktober 2024, in der Rheinischen Post erschienen.